Schauspielhaus Düsseldorf: Erste Anlaufstelle für Kulturfreunde?

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Das Schauspielhaus Düsseldorf bildet den Dreh- und Angelpunkt für die Theaterszene der Stadt. Dabei weist die Geschichte des Schauspielhauses einige Höhen und Tiefen auf, die noch längst nicht ausgestanden zu sein scheinen.

Schauspielhaus Düsseldorf: Bedeutende Rolle für die Stadt

Düsseldorf steht für viele Besonderheiten und weist mit seinem Schauspielhaus ebenfalls etwas auf, das für die Stadt nahezu fundamental wichtig ist. Die Geschichte begann mit Louise Dumont und Gustav Lindemann, die einst die erste Aufführung eröffneten und das Schauspielhaus in Düsseldorf so berühmt werden ließen. Die erste Vorstellung wurde am 28. Oktober des Jahres 1905 gegeben, damals wurde das Haus als Privattheater gestartet.

Dumont sowie zahlreiche gut betuchte Bürger der Stadt investierten hier und brachten das Schauspielhaus Düsseldorf rasch voran. Die Bühne wurde zur avantgardistisch angehauchten Spielstätte, die für Reformen stand und die hohen Ansprüche aller Beteiligten erfüllen musste. Namhafte Autoren kamen in das Haus, darunter Wilhelm Schmidtbonn und Paul Ernst. Sie fungierten hier als neue Dramaturgen und veranstalteten Matineen. Außerdem brachten sie eine Theaterzeitschrift heraus: „Masken“ erschien fortan zweimal im Monat.

Video: Düsseldorf first! — am Düsseldorfer Schauspielhaus — Bürgerbühne

Schauspielhaus Düsseldorf: Der Liebling der Kritiker

Immer wieder zeigen Umfragen, dass das Schauspielhaus Düsseldorf, in dem immer wieder zahlreiche Premieren gefeiert werden, in der Gunst der Kritiker ganz weit oben steht. Erst neulich wählten die Rezensenten das Haus zum Theater des Jahres, wobei diese Wahl von drei der acht Rezensenten getroffen worden ist. Das Schauspielhaus in Düsseldorf konnte damit seinen Platz schon zum dritten Mal seit 2010 behaupten.

Besonders wichtig ist für die Kritiker, wie die Inszenierungen am Theater ablaufen, wobei die übrigen Schauspielhäuser Nordrhein-Westfalens mit einbezogen werden. Doch es sind vor allem die Schauspieler, die das Schauspielhaus Düsseldorf zu dem machen, was es ist und die es immer wieder einen Platz auf den vordersten Rängen ergattern lassen. Als bester Schauspieler gilt zum Beispiel André Kaczmarczyk, der auch schon 2017 zum besten Schauspieler gekürt worden war.

Die beste Schauspielerin kommt ebenfalls von hier und wird durch Lou Strenger dargestellt. Dennoch gibt es auch hier Probleme, die vor allem im Rahmen der Kampagne „Schauspielhaus 2020“ sichtbar werden. Die dazugehörigen Diskussionen erhitzen die Gemüter und lassen sich verstehen, wenn wir uns einmal die Zusammenhänge hinter der Angst vor Privatisierung des Theaters genauer ansehen.

Damit kämpft das Schauspielhaus von Düsseldorf

Die Bürger der Stadt Düsseldorf haben die Kampagne „Schauspielhaus 2020“ ins Leben gerufen und wollten das Schauspielhaus damit stärken. Doch gleichzeitig schwächen sie es auch.

Einst zettelte Thomas Geisel, seines Zeichens nach Oberbürgermeister von Düsseldorf, eine Diskussion rund um das Schauspielhaus an, die ungeahnte Kreise zog. Er sprach vom Abriss der Skulptur des Bernhard Pfau, wobei diese eigentlich unter Denkmalschutz steht. Er wollte sie auch wieder aufbauen, wollte das Schauspielhaus einer neuen Nutzung zuführen und hier vielleicht Kongresse veranstalten. Eventuell wäre auch eine Vermietung interessant, denn anscheinend hatte ein Betreiber von Musicals Interesse bekundet. Zweckentfremdungen standen ebenfalls auf seinem Plan, das Theater könnte auch in einer Notunterkunft Platz finden. Alles drehte sich nur um das Sparen, koste es, was es wolle.

Gegen derlei Reden wehrten sich natürlich alle, die etwas mit dem Theater zu tun hatten, auch die Bürger waren empört. Das Schauspielhaus Düsseldorf derart zu diffamieren, wurde nun zu einer Sache, die schon bald zu der genannten Kampagne führte. Geisel stand am Ende isoliert und fand keinerlei Unterstützung für seine Vorhaben. Doch irgendwas bleibt immer hängen und das war in dem Fall die Aufforderung an die Bürger, doch Geld für den Unterhalt des Theaters zu spenden, wenn ihnen denn so viel daran gelegen wäre. Bei einer Podiumsdiskussion kam der Vorschlag aus dem Publikum, dass Tausend Euro gespendet werden könnten und Geisel quittierte das damit, dass er bereit sei, noch einmal das Doppelte draufzulegen.

Video: Schauspielhaus Düsseldorf

Schauspielhaus Düsseldorf: Das Kuratorium empfiehlt die Nachahmung

Das Schauspielhaus Düsseldorf macht immer wieder auf sich aufmerksam, sei es mit den verschiedenen Premieren oder mit den Darbietungen des jungen Schauspiels. Auch das neu gegründete Kuratorium, das namhafte Bürger aus Düsseldorf gegründet haben, um die Kampagne zu unterstützen, empfiehlt die Vorgehensweise mit den Spenden zur Nachahmung und erzeugt damit jede Menge Aufmerksamkeit. Wenn auch nicht unbedingt positiver Art!

Das Ziel der Kampagne besteht darin, das Gebäude des Schauspielhauses zu sanieren, ehe es in 2020 wieder eröffnet werden soll und diese Sanierung in erheblichem Maße zu finanzieren. Saniert werden sollen die öffentlichen Bereiche, was letzten Endes nichts anderes heißt, als dass die Zuschauer für die Bereiche, in denen sie sich aufhalten, auch spenden sollen.

Foyer, Aufzug, sanitäre Anlagen, Eingang und Beleuchtung zum Hofgarten: An diesen Stellen mangelt es derzeit und die Sanierung ist dringend nötig. Aber wirklich über Spenden der Bürger? Es ist nicht deren Pflicht, bisherige Versäumnisse auszubessern und sich entscheiden zu müssen, ob sie ihr Theater selbst finanzieren oder ganz darauf verzichten wollen. Das stellt eine Art Erpressung dar, wobei die Erpressung mit Kultur eine ganz neue Ebene darstellt. Wo bleibt das Recht auf Bildung, wenn diese vom Geld abhängig ist?

Schauspielhaus Düsseldorf: Was heißt schon öffentlich?

Wenn es darum geht, das Schauspielhaus Düsseldorf zu sanieren, so stellt sich die Frage, wie öffentlich „öffentlich“ denn eigentlich ist. Darf das Publikum nur in den genannten Bereichen zu finden sein? Ist nicht das ganze Theater eine öffentliche Einrichtung? Denn wenn das der Fall ist, müsste die Stadt Düsseldorf die Sanierung tragen, dies in Kooperation mit dem Bundesland NRW. Eine Modernisierung und Sanierung käme doch auch all denen zugute, die hier auftreten.

Künstler und Techniker sind damit aber ausgeklammert, wie es scheint. Außerdem stellt sich die Frage, warum die Bürger für etwas spenden sollten, was sie ohnehin schon aus ihren Steuergeldern bezahlen! Wurde das Thema Bauunterhaltung bisher erfolgreich totgeschwiegen, sollen es nun die Bürger sein, die für dieses Versäumnis auf monetäre Art und Weise aufkommen. Sie sollen aus privater Tasche zahlen, was Stadt und Land versäumt haben und die Wartung der technischen Anlagen gleich mit übernehmen.

Derzeit liegt ein Sanierungsstau vor, der aus Pflichtvergessenheit entstand und nun dringend behoben werden muss. Aber doch nicht von den Bürgern! Die Kampagne möchte bis 2020 rund sechs Millionen Euro sammeln und hat damit sicherlich die besten Absichten. Doch hier wird ein Signal gesendet, das so nicht richtig oder ehrenwert ist. Da das Theater ein Wahrzeichen der Stadt ist, muss diese dafür aufkommen, muss Maßnahmen zur Erhaltung sowie zur Grundsanierung tragen.

Gewisse Extras mögen wohl dem Bürger übertragen werden, der hierherkommen möchte und sich eine gute Premiere anschauen will. Soll beispielsweise ein besonderer Regisseur am Schauspielhaus Düsseldorf arbeiten, was das Etat aber nicht hergibt, mögen Spenden der richtige Weg sein.

Video: Spielplanvorstellung: Das bietet das Düsseldorfer Schauspielhaus für Jugendliche

Gefahren aus dieser Verfahrensweise

Wenn sich die Stadt und das Bundesland aus der Verantwortung ziehen, können reichliche Konsequenzen auftreten:

  • Öffentliche Subventionen gehen zurück oder werden gestrichen
  • Bürger zahlen doppelt (Steuern und Spenden)
  • Spaltung der Bürger
  • Streichung des öffentlichen Guts „Theater“
  • Theater wird privatisiert

Vor allem die letztgenannten Punkte stellen eine große Gefahr für das Schauspielhaus Düsseldorf und von hier aus für alle weiteren Schauspielhäuser dar. Denn wenn es einmal möglich ist, dass private Leute Dinge finanzieren, die eigentlich in die Hände von Stadt und Kommune gehören, sendet das ein entsprechendes Signal an andere Theater. Warum nicht um Spenden bitten und damit einige Dinge finanzieren? Damit könnten sich die Spender aber wiederum das Recht herausnehmen, anders zu agieren und mehr Rechte zu beanspruchen.

Handwerker oder Lehrer, um nur zwei Berufsgruppen zu nennen, würden wohl kaum zur Gruppe der betuchten Unterstützer gehören. Wenn nun die einflussreichen Bürger ihre Macht spielen lassen und sich nicht nur um Subventionen, sondern gleich auch noch um das Programm und um die Zielgruppe des Schauspielhauses kümmern würden, droht rasch die Gefahr, dass das bisher öffentliche Theater ein Privatgut wird. Derartige Befürchtungen werden nun aktuell in Düsseldorf laut und man mag gespannt sein, wohin die Reise dort gehen wird.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Kotomiti Okuma

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