„Alice im Wunderland“ am Residenztheater München

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Für Märchen und phantastische Geschichten ist man bekanntlich nie zu alt. Für „Alice im Wunderland“ erst recht nicht, wie ich finde – und reiste dafür extra nach München an, um mit einer ebenso fanatischen Märchen-Freundin das Residenztheater zu besuchen. Ohne große Umstände sprangen wir zu Beginn gleich in das bekannte Kaninchenloch.

Verrückte, episodisch aneinandergereihte Märchenwelt im Residenztheater München

Ich hatte mich bereits mehrfach Hals über Kopf in etliche Kindergeschichten verliebt – wägte mich am besagten Abend in der Hoffnung, dies könne erneut passieren. Die Zutaten dafür schienen mir vorhanden zu sein: Vier viktorianisch gekleidete Musiker, die aussahen, als seien sie direkt aus einem englischen Kleiderschrank gesprungen und musizierten, als könnten sie sich zwischen Polka, Theatermusik und Krimis wie Element of crime nicht entscheiden.

Tiere und sprechende Blumen flossen ebenso in die Zauberformel ein wie schmelzende Uhren, Hummeln und Hasen. Auch die Kostüme gefielen mir, waren sie doch fantasievoll und abstrakt zugleich. Und doch gab es bei der Formel zum Glück anscheinend einen Haken: Die Darsteller, die eher glücklos anstatt mit Freudentränen agierten, wie es doch sonst beim Kindertheater der Fall ist. Wolfram Rupperti und Arthur Klemt spielten die Zwillinge ja noch lustig und mit einem gewissen Zynismus, der die Erwachsenen wiederum ansprach. Auch Mara Widmann bereitete mir Freude, als weißes Kaninchen mit einem warmen Stimmklang, wenngleich sie etwas fahrig wirkte.

Fahrig ist ein gutes Stichwort, denn so kam mir vor allem die Hauptdarstellerin Anna Graenzer vor, welche die Alice in ganz außergewöhnlicher Weise verkörperte. „Ich mag ihre kratzbürstige Art. Die würde sich von einem Mann nicht unterbuttern lassen“, flüsterte mir meine Freundin Susan zwinkernd zu. Ich empfand die Alice bestenfalls charmebefreit, garstig und kompliziert. Sie stolperte sich eher durch, als es darum ging, die Fabelwelt zu erkunden.

Für Märchen und phantastische Geschichten ist man bekanntlich nie zu alt (#01)

Für Märchen und phantastische Geschichten ist man bekanntlich nie zu alt (#01)

Alice für Jedermann im Residenztheater München

Immer wieder hatte ich Kinder beobachtet, die aufgeregt lauschten angesichts der sinnlosen, aber dennoch kindgerechten Dialoge. Ich langweilte mich zunehmend, als es um sprechende Eier oder zu sensible Blumen ging. Barbara Melzl spielte hingegen die Schreckschraube, die im Stück aber Herzkönigin heißt, recht gut und mit der nötigen Portion Theaterdonner. Beeindruckend war außerdem, dass es lediglich sieben Darsteller waren, die, mal in Eile, mal in Weile, die Figuren mimten und im Laufe des Abends viele verschiedene Kostüme trugen.

Immer wieder hatte ich Kinder beobachtet, die aufgeregt lauschten angesichts der sinnlosen, aber dennoch kindgerechten Dialoge. (#02)Immer wieder hatte ich Kinder beobachtet, die aufgeregt lauschten angesichts der sinnlosen, aber dennoch kindgerechten Dialoge. (#02)

Immer wieder hatte ich Kinder beobachtet, die aufgeregt lauschten angesichts der sinnlosen, aber dennoch kindgerechten Dialoge. (#02)

Theaterzauber mit Bildungsauftrag am Residenztheater München

Tausend Ideen bekamen wir hier präsentiert – für mich waren sie keineswegs zauberhaft, sondern größtenteils nicht greifbar. Die Ereignisdichte ist sehr überschaubar gewesen – wohl auch den Kindern geschuldet, die ja schließlich gefordert, aber nicht überfordert werden sollten. Ein Hoffnungsschimmer kam am Ende zum Vorschein, als sich die Regisseurin wohl auf ihren Bildungsauftrag besann.

Unsere Alice erwachte aus ihrem langen und spannenden Traum – und sang ein Lied über Träume. Und so blieb ich, wenig träumend, am Ende auf meinem Platz zurück. „Tja, man merkt eben, dass die Geschichte für Kinder gemacht ist. Aber die Musik hat mich sehr bewegt“, kommentierte Susan. „Ich glaube, selbst den Kindern hat es nicht so gefallen wie andere Stücke, die vor einiger Zeit anliefen“, gab ich zurück.

Für mich stand fest: Ein Andrang sei wohl nicht zu erwarten. Dennoch gab ich die Hoffnung nicht auf, Alice möge sich in Zukunft besser im Märchenwald zurechtfinden.


Bildnachweis:© Thomas Aurin

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