Kinder des Olymp: Ein Klassiker im Metropoltheater München

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Von der großen Kinoleinwand mitten in das Metropoltheater: „Kinder des Olymp“ kleidet eine tragische Liebesgeschichte in Rollen, Pantomimen und Slapsticks.

Kinder des Olymp: Aus französischem Kino wird Theater

Flirrend, surreal und ein Stück Weltgeschichte: So beschreibt mir mein bester Freund Antoine das Stück von Jochen Schölch, der den Klassiker des französischen Kinos aufgreift und in das Theater in München bringt.

Wir haben gute Plätze in den ersten Reihen und sind gespannt auf die dramatische Liebesgeschichte zwischen dem Pantomimen Baptiste und der schönen Garance. Doch das Stück ist viel mehr als das: Wir finden uns in verschiedenen Szenarien wieder. Mal als Voyeure in den Garderoben der Schauspieler, mal in einer Bar voller Gaukler und Ganoven inmitten von Paris des 19. Jahrhunderts.

Auf der Bühne in "Kinder des Olymp": Butz Buse, Marc-Philipp Kochendörfer, Eli Wasserscheid, Philipp Moschitz, Judith Toth und Ulrich Zentner

Auf der Bühne in „Kinder des Olymp“: Butz Buse, Marc-Philipp Kochendörfer, Eli Wasserscheid, Philipp Moschitz, Judith Toth und Ulrich Zentner

Kinder des Olymp: Minimalismus & Bildgewalt im Metropoltheater München

Das Besondere der Inszenierung ist der Minimalismus, der ihr innewohnt. Ganz bewusst verzichtet der Regisseur Jochen Schölch weitestgehend auf Requisiten, um die Darsteller umso bildgewaltiger in Szene zu setzen. Diese begegnen uns mit einer Mischung aus Slapstick und Emotionen. Viele Emotionen spielen sich jenseits des Glaubwürdigen ab, vieles kommt mir überzogen vor.

Philipp Moschitz spielt den Baptiste dennoch auf fabelhafte Art und Weise, mit einer sanften und großmütigen Aura und viel Verletzlichkeit. Seine Grace rettet er vor einer Verhaftung, indem er in einer Spontan-Pantomime den gesuchten Täter nachstellt. Dieser Moment wird fortan sein Leben bestimmen, denn von nun an ist er ihr verfallen. Sie wirft ihm zum Dank eine Blume zu.

Eli Wasserscheid, Philipp Moschitz, Judith Toth und Ulrich Zentner auf der Bühne in "Kinder des Olymp".

Eli Wasserscheid, Philipp Moschitz, Judith Toth und Ulrich Zentner auf der Bühne in „Kinder des Olymp“.

Baptiste ist jedoch nicht der einzige Verehrer rund um die schöne Grace: Wir bekommen Marc-Philipp Kochendörfer in Gestalt des Profikillers Lacenaire zu sehen, der vollkommen in seiner Rolle als literarisch interessierter Menschenhasser aufgeht; sowie Hubert Schedlbauer in einer selbstdarstellerischen Rolle als Schauspieler Frédéric, der manches Mal zwischen Realität und Fantasie nicht mehr zu unterscheiden weiß. Mir hat es der Graf de Montray (Uli Zentner) angetan, der Grace aus einer Notlage heraus einfach kauft.

Kinder des Olymp: Schnelles Ensemble-Spiel mit verschiedenen Rollen

Grace ist eine schöne und doch eigenwillige Frau. Sie verführt mit dunkler Stimme, führt ihre Verehrer an der Nase herum und hat an manchen Stellen einen sehr eigenwilligen Humor. „Mir ist es ein Rätsel, wieso sie ausgerechnet an dem tollpatschigen Baptiste hängenbleibt“, merkt Antoine an. „Ich denke, das kann sie sich an manchen Stellen selbst nicht ganz erklären“, scherze ich.

On Stage in "Kinder des Olyp": Ulrich Zentner, Philipp Moschitz und Judith Toth.

On Stage in „Kinder des Olyp“: Ulrich Zentner, Philipp Moschitz und Judith Toth.

Live-Musiker begleiten die Aufführungen mit traurigen Melodien auf Akkordeon und Klarinette. Mir fällt auf Anhieb keine andere Musik ein, die eine tragische Liebe klanglich besser ausdrücken könnte.

Zum Schluss der Aufführung rücken die Slapstick-Momente in den Hintergrund. Nun wird sich voll und ganz auf den emotionalen Sturm, der die Darsteller überkommt, konzentriert. Am Ende verliert jeder für sich seinen Traum vom persönlichen Liebesglück – jeder auf seine Weise.

Als wir das Theater verlassen, tauschen wir uns über die Vorführung aus. „Wer hat dich am meisten beeindruckt?“, will Antoine neugierig wissen. Da muss ich nicht lange überlegen. „Madame Hermine, die lustige Zimmerwirtin“, antworte ich. „Es war schon echt zum Lachen, wie sie sich trotz ihres Rheumatismus an die Zimmergäste herangemacht hat“.

Die Aufführung im Metropoltheater in München verzauberte uns mit einer frischen Mischung aus Witz, Charme, Tragik und Nostalgie. Tage später sehe ich immer noch Baptiste in seinem Harlekinskostüm mit weiß geschminktem Gesicht vor mir. ICh würde die Aufführung als eine Hommage an das Theater selbst sehen.


Bildnachweis: www.metropoltheater.com, alle Fotos: © Jürgen Weller
Titelbild: Zu sehen sind: Philipp Moschitz, Eli Wasserscheid, Judith Toth

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